Die Sommerpause dauert zwar noch ein paar Tage, doch an diesem Sonntag treffen sich die Rot-Weissen bereits zur Mitgliederversammlung im Congress Center Süd der Messe Essen (Beginn 11 Uhr). Wie gewohnt, werden die Verantwortlichen dann Rechenschaft darüber ablegen, was in den vergangenen zwölf Monaten an der Hafenstraße gelaufen (oder nicht gelaufen) ist. Doch neben den Berichten aus den einzelnen Abteilungen gibt es einen Punkt auf der Tagesordnung, der mindestens ebenso wichtig, weil zukunftweisend sein könnte: Es geht um die Frage, ob Rot-Weiss Essen seine Lizenzspieler-Abteilung ausgliedern soll in eine Kapitalgesellschaft oder nicht.
Wir haben eine klare Vorstellung, welche Gesellschaftsform passen würde
Michael Welling (Rot-Weiss Essen)
Diskutiert wird darüber schon eine ganze Zeit lang. Und entschieden wird am Sonntag noch gar nichts. Doch die Vereinsführung um den Vorsitzenden Michael Welling will sich ein Votum von den Mitgliedern einholen, ob man diesen Weg der Ausgliederung überhaupt gehen soll. „Wir haben da eine klare Vorstellung, welche Gesellschaftsform passen würde“, sagt Welling, der natürlich auch schon ein grobes Konzept ausgearbeitet hat. Sollten die Mitglieder zustimmen, ginge es an die Arbeit, die Details (z.B. Satzung) auszuarbeiten. Wie lange das dauern würde, sei schwer zu sagen, so Welling. „Ich glaube aber, dass man das innerhalb eines Jahres schaffen könnte.“
Fußball-Abteilung dürfte bereits jetzt ausgegliedert werden
Übrigens dürfte RWE nach einem Mitglieder-Beschluss von 2009 die Fußball-Abteilung laut Satzung schon jetzt ausgliedern. Eine Spielbetriebsgesellschaft mit der GVE existiert ebenfalls – Status: inaktiv.
Die Rot-Weissen haben ihre Fans und Mitglieder früh in den Denkprozess miteinbezogen. In drei Info-Veranstaltungen wurden die Möglichkeiten einer Ausgliederung erklärt, von verschiedenen Seiten beleuchtet und diskutiert. Für einen Traditionsverein sind die Fans nun mal ein hohes Gut. Und es hat den Vorteil, dass das Auditorium am Sonntag schon halbwegs im Thema sein dürfte, auch wenn die gesamte Maßnahme doch eine sehr komplizierte ist. Aber wie so oft im operativen Geschäft ist das Vertrauen in die handelnden Personen unerlässlich.
Investoren könnten durch Ausgliederung ins Boot geholt werden
Klar ist, dass die Rot-Weissen durch die Ausgliederung vor allem Investoren mit ins Boot holen möchten, die den finanziellen Rahmen erweitern. Das ist wohl unumgänglich, wenn man sich den Traum vom Aufstieg erfüllen möchte. „Ich glaube, dass wir es auch als eingetragener Verein schaffen können“, sagt Michael Welling, „Wenn dies nicht so wäre, wäre ich schon längst kein Vorsitzender mehr. Es ist aber weitaus schwieriger und könnte mehr Zeit in Anspruch nehmen.“ Und mit der Geduld ist das ja bekanntlich so eine Sache an der Hafenstraße.
Laut Welling gebe es bereits potente Interessenten, die bei RWE einsteigen würden. Der Klub-Boss sagte auf dem ersten Info-Abend, als er seine Ideen präsentierte: „Anfragen gibt es immer wieder. Vor zwei Jahren waren es noch lose und teils auch dubiose Anfragen. Inzwischen wird es jedoch konkreter und zum Teil denkbar. Die Attraktivität ist sehr hoch, aber wie müssen den Rahmen dafür schaffen.“